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Egid Quirin Asam und sein Bruder Cosmas Damian standen 1717 noch stark unter dem Eindruck ihrer Ausbildung an der Accademia di San Luca in Rom, wohin der Abt von Tegernsee sie geschickt hatte. So sind denn in der Rohrer Kirche vielfach römische Vorbilder und Einflüsse zu erkennen. Ein zweiter Faktor, der die Anlage Rohr mitgeprägt hat, waren die baulichen Vorgegebenheiten. Da schon aus finanziellen Gründen an einen gleichzeitigen Neubau des Klosters nicht zu denken war, andererseits aber der stabile Turm mit romanischem Unterbau, den erst zwanzig Jahre zuvor (1696) wohl Joseph Baader in barocker Manier aufgestockt hatte, in die neue Kirche einbezogen werden sollte - an den Turm und die Nordwand der Kirche lehnte sich (bis zur Säkularisation) seit 1452 noch die Heiliggeistkapelle an, einst Grablege der Vogtfamilie, der Herren von Abensberg -, mußte beim Bau auf diese Gegebenheiten Rücksicht genommen werden. Drittens verbot die unsichere Bodenbeschaffenheit jedes Experiment mit einer gewagten Gewölbe- oder Dachkonstruktion, die ein eigenwilliger Grundriß erfordert hätte.

So ist es Egid Quirin Asam gelungen, durch Rückgriff auf die Grundform der römischen Barockkirche, in den vorgegebenen Raum zwischen der mittelalterlichen Klosteranlage im Süden und dem massigen Turm und der Heiliggeistkapelle im Westen und Norden unter Einbeziehung alten Mauerwerks auf der Südseite ein bauwerk zu entwerfen und auszuführen, das bei der unsicheren Bodenbeschaffenheit ein Maximum an statischer Sicherheit versprechen mußte. Und innerhalb dieser Grundkonzeption wurde das architektonische Detail (mit Verwertung verschiedener Anregungen aus bayerischen Barockkirchen) so angelegt, daß es folgerichtig hinstrebt auf den Bühnenaufbau, der den streng-großartigen Rahmen abgibt für des Künstlers Vision von der Aufnahme Mariens in den Himmel.

links: Grund- und Aufriß der Asamkirche

Der Grundriß der Asamkirche unterscheidet sich von dem der alten Kirche vor allem durch die Entscheidung für ein Querschiff und durch die Verlängerung des Hauptschiffes um ein damals beliebtes schmales Joch nach Westen, wodurch der bisher freistehende Turm in die Gesamtanlage einbezogen wurde. Die für den Kenner bayerischen Barocks enttäuschend einfach anmutende Fassade ist römischen Barockkirchen (S. Susanna) nachgebildet (vgl. Weltenburg).

Die basilikale Form des Äußeren präsentiert sich im Inneren als ein Hauptschiff (Langhaus 23 : 18,90 m), begleitet von Kapellen, die von Quertonnenüberwölbt sind und strenge Arkaden bilden. Die Kapellen sind untereinander durch einen Laufgang verbunden, der sich zum Querschiff interessanterweise schräg öffnet (s.o. Grundriß). Ein in reicher, ungewöhnlich hoher Profilierung vorkragendes Gebälk trennt - abermals römischen Vorbildern folgend (Il Gesú, San Ignazio) - das lichte Gewölbe von der Wand ab. Über ihm eine verzierte Attika (vgl. u.a. Weingarten). Die glatt gerahmten Lünettenfenster wiederum schneiden mit Stichkappen in das Tonnengewölbe des Hauptschiffes (Scheitelhöhe 18,65 m) ein und belichten es umso mehr.

Die besondere Asamsche Durchformung des Innenraumes ist am augenfälligsten an der Kreuzung des Hauptschiffes (Vierung 12,40 : 12,30 m) mit dem Querschiff (je ca. 7,50 m), wo je ein Säulenpaar die Ecken verstellt. Aber auch die Kompositkapitelle dieser Säulen zeigen wie bei den Pilastern des Kirchenschiffs die für Asam typischen, nach oben gerollten Voluten, die die Funktion der die Gewölbelast tragenden Säulen optisch geradezu aufheben.

Besonders einfallsreich ist die Verbindung des Orgelprospektes mit der architektonischen Umrahmung des Westfensters, ein Gestaltungsmotiv, das bereits bei den Altären des Querhauses auftritt. Es findet sich über der Orgel, wie noch öfters bei Egid Quirin Asam, als kleines Gegenüber zum Hochaltarretabel.

Ein Merkmal dieser Kirche und Egid Quirin Asams ist ferner das überaus betonte, sehr hohe Gesims über den Pilastern der Seitenkapellen, das auch an der Orgelempore weitergeführt wird: eine weitere starke Akzentuierung der Horizontallinien.

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